Ich bin Experte!
Als Windelfrei-Coach habe ich wirklich sehr viel Wissen über Babies und ihre Ausscheidungen. Ich weiß alles was man darüber wissen kann und daher ist windelfrei total easy und wir haben keine Pannen, Pipi-Unfälle oder volle Windeln oder Hosen.…
Echt jetzt?
Äh ja, soviel zur Theorie. Auch bei uns geht es auf und ab. Manchmal halte ich zum richtigen Zeitpunkt ab. Manchmal biete ich es zu früh oder ganz falsch an. Und manchmal bin ich zu spät dran und ich wische oder wechsle die Kleidung. Und ich bin auch mal frustriert! So richtig frustriert! Wenn an einem Tag scheinbar gar nichts klappt und die Wechselklamotten zur Neige gehen, sich auf der anderen Seite die Wäsche stapelt, ich vom Gefühl bzw. Intuition her oft richtig lag, mein Baby aber trotzdem nicht dann pinkeln möchte wenn ich es abhalte, sondern lieber wenn es spielend auf dem Boden sitzt und ich ihre Signale nicht mitbekomme, dann kann es sein, dass ich mich sogar kurz frage, warum ich das alles überhaupt mache. Es funktioniert ja scheinbar gar nicht! Was für ein Aufwand! Mein Baby hat doch anscheinend keine Lust drauf, oder?
Aber alternativ wickeln? So komplett, dem Baby dauernd eine Windel anziehen? Das kommt für mich nicht in Frage. Windel als Back-up ja! Zur Sicherheit für meine Möbel und die Schwiegereltern oder Besuch. Als Hilfsmittel sind Windeln für mich okay, aber nicht als tragbare Toilette.
Resümee
In der Praxis bin ich eben auch nur ein normaler Mensch. Und meine Kinder sind Individuen mit eigenem Kopf und eigener Entwicklungskurve. Windelfrei und Abhalten ist ein Angebot. Und ein Kind hat auch mal andere Prioritäten als Pippi ins Töpfchen zu machen. Es hilft definitiv viel darüber zu wissen, schützt aber nicht vor Pannen. Nicht-Treffer (das Wort Unfälle finde ich doof) gehören dazu und sind Teil des Lernprozesses. Die eigene Einstellung dazu ist sehr wichtig. Versuche entspannt zu bleiben, es ist nur eine Phase (oooooommmm) 🙂
Danke, Ingrid! Ich glaube, ein Nicht-Treffer oder das Nicht-bilderbuchmäßige-Klappen von Windelfrei führt bei Mamas und Papas (und so auch bei mir) schnell zur Frage: „Mach ich was falsch?“ Nun ja, vielleicht ja, auch (aber: So what? OK, ja, ich will das gerne wissen, wie kann ich es besser machen,…), aber ich schätze sehr deine Einladung, alles gelassener zu sehen. Mal gibt es eben Faktoren beim Kind, die wir nicht in der Hand haben, und mal könnten wir vielleicht dies oder jenes besser gemacht haben….Aaaaaah!
Und ja, die Einladung des Gelassenbleibens haben wir schon ganz am Anfang im Kurs mitgekriegt, so als oberstes Prinzip: „Entspannt bleiben!“ Aber seufz, diese Selbstzweifel und Introjekte („Du musst das noch besser machen!“) sind so schwer in Schach zu halten. Und da ist es einfach sehr schön, wenn jemand in einem Atemzug sagt: „Ich bin Expertin“ und „Auch hier läuft alles nicht wie am Schnürchen“. Danke! 🙂
Danke für deinen Kommentar.
Ja, ja. Wir sind eben keine Maschinen, an denen nur das richtige Rädchen eingestellt werden muss und dann läuft alles automatisch.
Hinterher habe ich mir auch schon oft gedacht „wieso bin ich nicht mit ihr gegangen, sie hat doch das und das gezeigt/ich hatte doch den Eindruck, dass sie muss/…“.
Aber der eigene Anspruch und das nicht Dorf- oder Clan-Leben, das wir in der heutigen Kleinfamilien-Stadt-Welt haben machen es eben anspruchsvoller 🙂
Ich meinte im letzten Satz „nicht alles“, nicht, „alles nicht“. 😉 Alles verstanden? Hm, vielleicht nicht alles?
Doch, klar, schon verstanden 😉
Yes! So ist es. Wir Coaches sind auch nur Mütter. Mit etwas mehr Wissen zu einem bestimmten Thema – aber das hindert uns bzw. unsere Kinder ja gar nicht daran, einfach sie selbst zu sein und sich eben nicht nach Lehrbuch zu verhalten ^^ 😉
Mir war es auch wichtig, meine Erlebnisse so authentisch wie möglich wiederzugeben. Da freue ich mich riesig über deinen Artikel, dass dir Ehrlichkeit auch wichtiger ist als „das perfekte Vorbild“ zu sein ^^ – wobei genau das ja gute Vorbilder ausmacht: Ehrlichkeit, Authentizität, selbst leben, was man sagt …
Herzliche Grüße! Lucia
Grundsätzlich haben meine Kinder dieses sogenannte Lehrbuch eh nicht gelesen, also warum sollten sie sich auch daran halten? 😉
Danke für dein schönes Feedback, liebe Lucia!
Danke für den Text! Ich habe mich vor wenigen Tagen für die windelfrei Coach Ausbildung angemeldet und jedesmal wenn mein Sohn mich jetzt mal wieder angepieselt hat, denke ich mir, dass ich doch verrückt bin mich dann bald als Experte aufzuspielen….😅 Dabei klappt es im Großen und ganzen echt gut bei uns. Nur die Zweifel überkommen einen echt schnell, Vorallem, wenn das Umfeld nicht so sehr unterstützt. Seufz.
Jaaaa! Ein weiterer zukünftiger Windelfrei-Coach! Coole Sache.
Wissen schützt vor Unfällen nicht, aber es hilft in Kursen und Beratungen ungemein, wenn du weißt, wovon die Mütter/Eltern sprechen. Einfach weil du das Thema kennst und selber da durch gegangen bist.
Dass dich dein Umfeld dabei nicht so unterstützt ist natürlich schade, aber du findest sicher deinen Weg. Es ist dein Weg, dein Leben, nicht das von anderen 🙂