Kein Erwachsener würde freiwillig in seinen Exkrementen sitzen. Unseren Babys aber wird genau das tagtäglich millionenfach zugemutet. Und genau diesen „Unterschied“ in der Verhaltensweise vieler Eltern verstehe ich nicht – oder besser gesagt nicht mehr. Ich möchte mich nämlich an dieser Stelle gar nicht davon ausnehmen, selbst das Bedürfnis nach Sauberkeit bei mir und meiner Tochter unterschiedlich gewichtet zu haben. So war ich doch am Anfang meiner ersten Schwangerschaft davon überzeugt, meinem Baby Plastikwindeln anzuziehen! Warum? Weil es jeder so macht und weil die Werbung uns genau das als „richtigen Weg“ jeden Tag vorspielt.
Ich wollte mich aus reiner Unkenntnis und Unsicherheit einfach darauf verlassen, dass das was alle anderen um mich herum machen doch nicht verkehrt sein kann. Pustekuchen – es gibt Alternativen! Und wenn man sich die einmal zu Gemüte geführt hat, zweifelt man schnell an dem Produkt Plastikwindel.
Mal ehrlich, für wen ist es nicht die Horrorvorstellung schlechthin, später als alter, pflegebedürftiger Mensch in Windeln und so also auch im eigenen Kot und Urin sitzen zu müssen? Und unseren Babys soll das nicht auch unangenehm sein? Eine gute Freundin erzählte mir kürzlich, dass es für ihre Oma immer sehr wichtig war mit ihrer Hilfe auf Toilette zu gehen. Unser Austausch über Windelfrei und die Zuwendung, die wir für unsere Eltern aufbringen, zeigte uns überall Gemeinsamkeiten auf.
Selbst im Tierreich ist es so, dass viele Arten ihren Jungen beibringen, ihre Exkremente an einem entfernten Platz abzulegen. Nur wir Menschen meinen, dass es unsere Babys nicht stört, wenn sie im „Dreck“ sitzen müssen. Stattdessen trainieren wir ihnen an, den Widerstand dagegen aufzugeben und folgen was die Werbung uns vorgibt.
Perfektes Marketing, Plastikwindeln die bis zu 12 Stunden trocken halten und Gratisproben beim Verlassen der Säuglingsstation verleiten Eltern dazu lieber die Windelnutzung ihrem Baby anzutrainieren, anstatt selbst verstehen zu lernen, wie ein Baby sein Ausscheidungsbedürfnis signalisiert. In meinen Augen ist Windelfrei und Abhalten eine würdevolle und natürliche Möglichkeit auf das Bedürfnis seines Kindes nach Sauberkeit einzugehen.
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