Meine Hebamme Regina Müdsam hat einen Erfahrungsbericht zu Abhalten und Eliminication geschrieben. Solltet Ihr noch keine Hebamme haben, die Euch durch die Schwangerschaft begleitet und die Wochenbettbetreuung übernimmt, dann kann ich Euch Regina nur empfehlen!

Windelfrei – geht das, was soll das?

Als Hebamme in der Wochenbettbetreuung hörte ich zum ersten Mal von Ingrid von Windelfrei; d.h. ich hörte nicht nur davon, sondern durfte das Experiment hautnah erleben! Natürlich war auch ich zu Anfang skeptisch! Aber bei weiterem Beobachten wich meine Skepsis, und ich habe viel dazugelernt. Das Wichtigste war die Auflösung des folgenden Problems:

Ein Baby weint, es hat offenbar Hunger; die Zeit stimmt, die Signale (suchen nach der Brust, schmatzen, Mund öffnen) sind eindeutig. Die Mutter legt es an die Brust, das Kind beginnt zu saugen, lässt die Brust wieder los, sucht wieder, lässt los, schreit, sucht…, dabei wird das Weinen immer lauter, das Suchen immer wilder, die Mutter ist angespannt, sie verzweifelt allmählich und kommt womöglich auf die Idee: „mein Baby mag meine Brust nicht“ oder: „ich habe zuwenig Milch“. Wenn die Verzweiflung groß genug ist, wird das Kind mit der Flasche gefüttert, was ihm die Möglichkeit nimmt, einfach den Kopf wegzudrehen und das zu tun, was gerade wichtiger ist: das Kind muß mal, und braucht dafür seine ganze Kraft und Konzentration!

Ich konnte diese Situation nicht deuten, solange ich nichts über Windelfrei wusste. Ob nun gewickelt oder windelfrei, wir wissen einfach zu wenig über die Bedürfnisse eines Babys, was seine Ausscheidung betrifft. Nicht alle, aber doch einige Babys können während der Ausscheidung nicht trinken, obwohl das Saugen andererseits die Ausscheidung anregen kann: das ist ein Dilemma! Der Ausweg eröffnet sich uns, indem wir erstmal überhaupt auf die Idee kommen, das Bedürfnis zu erkennen, und dann das Kind in eine Position bringen, die ausscheiden begünstigt, also die Beinchen mehr oder weniger an den Bauch anwinkeln, bzw. je nach Alter des Kindes es in eine bequeme Hockposition bringen. Das Ergebnis ist meistens ein eindeutiges Drücken mit entsprechenden Begleitzeichen wie knurren, rotem Kopf etc. und dann den wohlbekannten Geräuschen! Danach kann das Kind dann endlich richtig trinken, sauber gemacht werden, und alle sind zufrieden.

Dann habe ich angefangen, Müttern, deren Kinder manchmal Probleme haben, den Darm zu entleeren, die (jeweils altersentsprechende) ausscheidungsunterstützende Position an ihrem Kind zu zeigen, mit durchweg überzeugendem Ergebnis! Lustig war für mich dabei, dass ich das Gefühl hatte, das sei doch ganz natürlich (wir sitzen auf der Toilette ja auch in einer ausscheidungsbegünstigenden Position!), die Mütter mich aber oft angeschaut haben, als könnte ich zaubern! Sie haben danach selbst angefangen ihr Kind genauer zu beobachten und haben ihm geholfen, wenn es mal muß, anstatt ihm in diesem Moment  die Brust anzubieten, was ja oft Verwirrung stiftet, siehe oben.

Für manche dieser Eltern war das der Anfang, sich mit Windelfrei zu beschäftigen.

Es gibt noch eine weitere Ausgangssituation, die es Eltern leicht macht, auf Windelfrei umzusteigen: einige Babys mögen es überhaupt nicht, in einer nassen oder gar vollen Windel zu liegen (wollen wir ja auch nicht!): sie machen sich lautstark bemerkbar, damit wir sie wickeln. Wenn man sieht, wieviel einfacher es ist, den Babypopo zu reinigen, wenn dies sofort geschieht, und nicht erst, wenn der weiche Babystuhl in sämtliche Hautfalten breitgerieben ist, dann hat man sicher auch Lust, das Experiment Windelfrei zu wagen.

Zwei Anmerkungen zum Schluß: Erstens sollte es meiner Meinung nach nicht darum gehen, ob das Baby eine Windel trägt oder nicht, sondern darum, dass wir erkennen, wann es muss; im Idealfall braucht es dann bald keine Windel mehr, wenn die Kommunikation gut funktioniert! Zweitens möchte ich allzueifrige Eltern warnen: bitte ohne Ehrgeiz an das Experiment herangehen!

Und jetzt viel Spaß!

Regina Müdsam, Hebamme