Seit 2013 bin ich zertifizierter Windelfrei-Coach und gebe Kurse, Einzelberatungen und Treffen. Ich habe nicht nur mit meinen eigenen Kindern Erfahrungen gesammelt, sondern auch durch und mit den Babys der Eltern, die ich gecoacht habe. Nach meinen Kursen und Beratungen bin ich immer total erfüllt und zufrieden, aber ich überlege seit geraumer Zeit, diese Tätigkeit an den Nagel zu hängen. Warum ich nun mit Windelfrei aufhören will, das erfährst du in diesem Artikel.

Mein Windelfrei-Werdegang

Im Sommer 2012 hatte ich während meiner Schwangerschaft zum ersten Mal von Windelfrei gehört. Im Dezember kam unsere erste Tochter zur Welt und wir probierten es aus. Es lief mal besser, mal schlechter. Als im Frühling 2013 die Ausbildung zum Windelfrei-Coach in Hamburg angeboten wurde, nahm ich daran teil und entschied mich hinterher spontan, die Prüfung abzulegen. Das war damals bei „Babys ohne Windeln“, welches später zum Artgerecht Projekt wurde.

Ich bestand die Prüfung und begann mit Kursen, Einzelberatungen und offenen Treffen. Es machte mir Spaß, anderen werdenden oder frisch gebackenen Eltern diese tolle Möglichkeit zum alternativen Vollzeit-Wickeln zu zeigen und bekam gutes Feedback.

Während meiner zweiten Schwangerschaft startete ich per Fernstudium die Ausbildung zum Go Diaper Free Coach von Andrea Olson, die ich 2017 mit der Prüfung erfolgreich abschloss.

Im Rahmen meiner Windelfrei-Coach-Tätigkeit nahm ich regelmäßig an Weiter- und Fortbildungen des Artgerecht Projektes teil, um mich auf aktuellem Wissensstand zu halten und mich zu rezertifizieren. Da waren wirklich tolle Kurse dabei. Unter anderem der Präsenzkurs „Kinästhetik Infant Handling“ von Liane Emmersberger.

Im Jahr 2019 übernahm ich mit zwei weiteren Artgerecht Coaches die Regionalleitung Nord des Artgerecht Projektes. Eine dieser Frauen verließ 2020 die Leitung und das Artgerecht Projekt, die andere stieg Anfang 2024 aus privaten Gründen aus der Regionalleitung aus. Da meine letzte Rezertifizierung 2022 war und ich 2024 keine Fortbildung besucht habe, bin auch ich inzwischen keine Regionalleitung mehr.

Was macht Spaß an der Tätigkeit?

Ich mag es, mein Wissen zu teilen und finde es klasse, dass ich einfach so aus dem Stegreif über Windelfrei erzählen und Fragen dazu beantworten kann. Der direkte Kontakt mit den Eltern macht mir Spaß – egal ob in offenen Treffen, Kursen oder bei Einzelberatungen.

Bei einigen Tagen der offenen Tür in Elternschulen und Krankenhäusern konnte ich nicht nur Eltern, sondern auch Fachpersonal über Windelfrei informieren und zahlreiche Vorurteile entkräften bzw. widerlegen. Das war toll! Viel Freude hatte ich ebenso bei einer intensiven Kurzschulung in einer Hebammenpraxis.

Bei einer Infoveranstaltung im Marienkrankenhaus lernte ich die Stoffwindelberaterin Melanie Mittag kennen. Zusammen kreierten wir unseren Kombikurs Stoff.Windel.Frei, in dem wir werdenden und frischgeborenen Eltern das geballte Wissen der zwei Themenbereiche vermitteln. Gemeinsam mit ihr diesen Kurs zu geben, macht noch mehr Spaß, als alleine einen Kurs zu geben.

Dass ich zudem tolles Feedback erhalte, ist eine schöne Bestätigung für meine Tätigkeit und hat mir schon oft ein Lächeln ins Gesicht gezaubert.

Auf einem Holztisch liegen verschiedene Babypuppen, bunte Stoffwindeln, spezielle Windelfrei-Bekleidung und Abhaltetöpfchen.

Ein Teil des Anschauungsmaterials des Kurses Stoff.Windel.Frei

Was macht keinen Spaß?

Das Organisatorische hinter der Tätigkeit ist leider sehr aufwändig. Die Veranstaltungsorte wollen meist im Herbst meine Daten für Kurse und Treffen für das ganze kommende Jahr. Das bedeutet für mich, Termine in Abstimmung mit unserem Familienkalender herauszusuchen und diese dann mit den unterschiedlichen Veranstaltungsorten abzugleichen. Oft weiß ich im Herbst eines Jahres noch gar nicht alle beruflichen, privaten und schulischen Termine für das Folgejahr, sodass es sich später herausstellen kann, dass die gewählten Termine schlecht passen. Wenn die Daten schließlich vereinbart wurden, muss ich die Kurse und Treffen auf meiner Seite und anderen Plattformen einstellen, veröffentlichen und dann bewerben.

Soweit so gut, das gehört ja irgendwie dazu. Wenn dann allerdings niemand oder nur sehr wenige Leute zu den offenen Treffen kommen, ich Kurse wegen zu geringer Anmeldezahlen absagen muss oder ich Anfragen von Interessenten habe, die auf meine Antworten nicht reagieren, dann finde ich das schon ziemlich frustrierend.

Was mich aber tatsächlich am allermeisten nervt, ist die Steuererklärung. Ich liege mit meinen Einnahmen als Windelfrei-Coach weit unter der Kleinunternehmerregelung, habe dafür aber richtig viel Papierkram zu erledigen und zu verwalten. Das bedeutet, ich muss Rechnungen erstellen für meine Teilnehmer und für die Kursorte. Ich habe Rechnungen für Raummiete und andere Ausgaben, die ich alle aufbewahren, sortieren und in eine Liste eintragen muss. Da ich die Steuererklärung nicht selber mache (fehlendes Wissen, keine Lust und keine Zeit), übernimmt dies ein Steuerberater, der – wie ich letztes Jahr leider feststellen musste – ungefähr so viel kostet, wie ich einnehme.

Meine Beweggründe, warum ich mit Windelfrei aufhöre

Frei nach Marie Kondos „Does it spark joy?“ muss ich bedauerlicherweise sagen, dass bei mir mittlerweile keine joy mehr sparkt. Beziehungsweise nur noch dann, wenn gerade ein Kurs oder eine Einzelberatung stattgefunden hat. Ich habe nicht mehr genug Spaß und Energie für diese tolle Sache. Vielleicht bin ich auch zu weit weg vom Babyalter, weil meine Kinder inzwischen so groß sind.

Der organisatorische Aufwand vor und nach den Kursen, Einzelberatungen und Treffen frisst tatsächlich viel von meiner Zeit. Ganz viel Kleinkram, wie zum Beispiel das Nachbereiten der Veranstaltungen oder das Beantworten von Mails gehört auch dazu.

Die Steuererklärung ist ein weiterer Grund für mich, mit Windelfrei aufzuhören. Ich finde die sie unerträglich. Gemessen an der geringen Kursanzahl ist es ein großer Aufwand und ich gebe mehr Kosten für die Erledigung der Steuererklärung aus, als das, was ich durch meine Windelfrei-Tätigkeit einnehme.

Das mit den Kosten könnte ich irgendwie verschmerzen, weil ich mit jedem Baby, das durch meine Kurse und Beratung in den Genuss des Abhaltens kommt, etwas Gutes tue. ABER: Die für Windelfrei investierte Zeit könnte und möchte ich zukünftig anders verbringen: mit meinen Kindern, Mann, Hund, Freunden, Haushalt, in der Natur und sooo viel mehr.

Fazit

Windelfrei ist wirklich eine tolle Sache. Aber in meinem Leben habe ich derzeit andere Prioritäten. Daher höre ich auf mit meiner regelmäßigen, geplanten Tätigkeit als Windelfrei-Coach. Die wenigen bereits geplanten Termine werde ich noch wahrnehmen und wenn es passt, mache ich vielleicht auf Anfrage Einzelberatungen. Aber ansonsten bin ich erstmal raus. Wer weiß, ob ich irgendwann wieder damit starte oder ob ich später einfach nur rückblickend sage: schön war’s, aber gut, dass ich aufgehört habe?

Folgende Termine gibt es noch, weitere Details auf meiner Startseite oder Anmeldung über post@ingridholscher.com

  • 23.6.2025: offenes Windelfrei-Treffen
  • 21.9.2025: Kombikurs Stoff.Windel.Frei
  • 22.9.2025: offenes Windelfrei-Treffen
  • 16.11.2025: Kombikurs Stoff.Windel.Frei
  • 24.11.2025: offenes Windelfrei-Treffen